Rom unter deutscher Besatzung – Der unglaubliche Widerstand in San Lorenzo

Am 19. Juli 1943 bombardieren amerikanische Flugzeuge im Tiefflug nur ein einziges römisches Stadtviertel – San Lorenzo. Eigentlich war Rom unter Vermittlung des Vatikan zur geschützten, zur “offenen Stadt” erklärt worden. Aber über Nacht wird ein Stadtviertel zum Vorboten des Kalten Kriegs, denn San Lorenzo ist nicht irgendein Viertel. Auf einem Quadratkilometer leben 20.000 Einwohner, hauptsächlich Eisenbahner des nahen Bahnhofs, Studenten und mittellose Flüchtlinge aus ganz Italien, die ein explosives Gemisch bilden. Die meisten von ihnen sind Kommunisten.

Nur fünf Tage nach der Bombardierung San Lorenzos wird Benito Mussolini, der italienische Verbündete Hitlers, von seinen eigenen Vertrauten abgesetzt. Marschall Pietro Badoglio übernimmt die Macht und gibt am 8. September 1943 den Waffenstillstand mit den Alliierten bekannt.  Zwei Tage später besetzen deutsche Truppen die Hauptstadt ihres ehemaligen, nun abtrünnig gewordenen Verbündeten.

Ab diesem Tag beginnt in Rom ein neun Monate dauerndes Terrorregime der Deutschen. Sie richten ein Foltergefängnis ein, begehen Massaker und rekrutieren Häftlinge für ihre Konzentrationslager jenseits der Alpen. Aber sie fürchten San Lorenzo, wo selbst die Kirche und die vom Faschismus eingesetzten Portiers auf der Seite der Aufständigen sind.

In San Lorenzo gelten eigene Gesetze. Es herrscht ein Kommen und Gehen, Flüchtlinge finden Unterschlupf auf Terrassen, in konspirativen Wohnungen und modrigen Kellern. Der Geheimpolizei gelingt es nicht, in diesen Mikrokosmos einzudringen. Mussolini hatte einer Grundschule in San Lorenzo sogar sein Portrait verweigert. Man weiß, was man voneinander zu halten hat. Die Bewohner dieses Viertels kümmern sich nicht um die Vernunftlogik von oben ausgehandelter Stillhalteabkommen.

In San Lorenzo verweben sich harte Schicksale und unglaubliche Geschichten. Einige der heutigen Bewohner können noch Zeugnis davon ablegen, daß Widerstand möglich war, selbst wenn er unmöglich schien.