Die Lateran-Verträge 1929 – Die Geburt des Vatikan als Staat

Die meisten nehmen den Vatikan nur als rein religiöse Institution war, er ist aber auch ein souveräner weltlicher Staat mit einem Monarchen an seiner Spitze, der in Personalunion Herrscher über die Legislative, die Exekutive und die Judikative des kleinsten Staates der Welt ist. Auf einer Fläche von nur 44 Hektar übt der “Staat Vatikanstadt” durch den Papst großen politischen Einfluss in der Welt, besonders aber auf Italien und Rom aus, obwohl umgekehrt die ewige Stadt den Kirchenstaat geographisch vollständig umschließt.

Das war nicht immer so. Bis ins 19. Jahrhundert gehörten dem Vatikan weite Teile des heutigen Italiens und ein Großteil der römischen Immobilien. Nach der Besetzung Roms durch die italienische Unabhängigkeitsbewegung am 20. September 1870 wurden dem Kirchenstaat allerdings nicht nur seine Territorien entrissen, sondern der Vatikan als Staatsgebilde auch selbst abgeschafft, um einem neuen liberalen, laizistischen Nationalstaat Platz zu machen.

Fast 60 Jahre blieb daraufhin die zur “römischen Frage” erklärte Ungewissheit bestehen, auf welcher Grundlage die katholische Kirche weiter bestehen solle, denn die allgemeine Stimmung war damals durchaus antiklerikal. Sechs Jahrzehnte lang scheiterten alle Verhandlungen über das staatsrechtliche Verhältnis zwischen dem Vatikan und der Republik Italien vor allem an der Hartnäckigkeit der Klerus.

Zur Einigung der Kirche und mit dem italienischen Staat kam es am 11. Februar 1929 schließlich ausgerechnet mit dem Atheisten Benito Mussolini. Der faschistische Machthaber machte dem Vatikan in den Lateranverträgen weitgehende Zugeständnisse, um sich der Loyalität der Katholiken zu seinem Terrorregime zu versichern. Für Mussolini ging diese Rechnung auf und auch der Vatikan profitiert bis heute von den, ihm damals eingeräumten Privilegien – zu Lasten der Stadt Rom und des Staats Italien.