Als Comandante hatte Camilo Cienfuegos den gleichen Rang wie Ernesto Che Guevara – zusammen mit dem Che und Fidel Castro bildete er das Dreigestirn der kubanischen Revolution: Fidel galt als deren Kopf, Che als ihr Arm, Camilo als ihr Herz. Aber während die beiden anderen zu Politstars auf der Weltbühne wurden, geriet Cienfuegos international schnell in Vergessenheit. Ganz anders auf Kuba, wo er bis heute verehrt wird.
Cienfuegos starb nur zehn Monate nach dem Sieg der Revolution 1959 bei einem Flugzeugabsturz – auf dem Rückweg von einer äußerst schwierigen Mission, die ihm Fidel Castro anvertraut hatte: Er sollte einen Großgrundbesitzer, der sich offen gegen das neue Regime gewandt und sogar ein eigenes Söldnerheer aufgestellt hatte, von der Notwendigkeit einer Agrarreform überzeugen.
Auf dem Rückflug stürzte seine Cessna aus bis heute ungeklärten Gründen ab. Seither wird er als Volksheld verehrt, Schulkinder werfen an seinem Todestag Blumen ins Meer und singen dabei „Una flor por Camilo“ – eine Blume für Camilo.
Cienfuegos war die bäuerliche Seele der Revolution. Oft spielte er stundenlang Karten mit den Campesinos, ihm vertrauten sie sich an und nur mit ihrer Hilfe konnten die kubanischen Guerilleros in den zwei Jahren ihres Kampfes im Untergrund überleben. In Castros Kabinett war er fürs Militär und die Landwirtschaft zuständig – zwei der wichtigsten Ressorts der Revolutionsregierung.
Dabei war der Student aus Havanna in seiner Jugend eher ein großstädtischer Bohemien gewesen, der Kunst studieren wollte. Erst eine Schussverletzung während einer Protestkundgebung gegen Fulgencio Batista änderte sein Leben. Vor dem Krankenhaus, in dem er behandelt wurde, sammelte sich eine riesige Menschenmenge und skandierte stundenlang seinen Namen. Er war so gerührt, dass er beschloss, die Sache des Volkes zu der seinen zu machen.