Das malerische Bergdorf Campodimele zwischen Rom und Neapel ist inzwischen eine Berühmtheit: die Einwohner werden hier ungewöhnlich alt und bleiben dabei erstaunlich fit. Die Lebenserwartung in dem 660-Seelen Dorf erreicht nicht selten hundert Jahre – das entspricht bei Männern knapp 20 Jahren mehr als im restlichen Italien. Und sie leben hier genauso lang wie Frauen, anderswo sterben sie im Schnitt sieben Jahre früher. Diabetes, Schlaganfälle oder Herz-Kreislaufbeschwerden sind eine Seltenheit. Auch Verkehrstote gibt es keine – Campodimele ist autofrei.
Schon seit Längerem haben Forscher das Dorf der Langlebigen entdeckt und sind dem Phänomen wissenschaftlich auf den Grund gegangen. Dabei gibt es neben der Erkenntnis, dass ein genetischer “Defekt” für einen konstant niedrigen Cholesterinspiegel sorgt, auch einige Überraschungen – beispielsweise ist der Verbrauch von Olivenöl im Dorf zehn Mal höher als die normalerweise empfohlene Dosis. Allerdings folgt der Speiseplan dem natürlichen Jahresrhythmus der Pflanzen und Tiere. Unter den Zutaten, die überwiegend vom Ort selbst stammen, sind viele uralte Sorten von Zwiebeln und Kichererbsen, die anderswo durch Importware ersetzt wurden. Viele der Bewohner sind bis heute Selbstversorger.
Der Bericht eines königlichen Boten des aus dem 18. Jahrhundert beschreibt das Leben der Bewohner von Campodimele, an dem sich bis heute nicht allzu viel geändert hat: „In jenem Landstrich gibt es keine Reichen, nicht einmal einen Arzt oder Kräuterverkäufer, keine schriftlichen Aufzeichnungen, keinen Künstler. Der einzige Laden ist ein Friseur. Wenn die Bewohner etwas brauchen, gehen sie auf die umliegenden Felder und holen es sich.“