Am 27. April 1945 wird Benito Mussolini bei seiner Flucht in die Schweiz in der Nähe des Comer Sees von italienischen Partisanen verhaftet. In dem Konvoi, der von der Waffen-SS eskortiert wird, sitzt nicht nur der Duce mit seinen engsten Getreuen – in der Wagenkolonne befinden sich auch die gesamte Staatskasse, sowie sämtliche Goldreserven des faschistischen Italiens. Das vielleicht Wertvollste aber sind geheime Briefe von Winston Churchill, die Mussolini immer bei sich trägt.
In ihnen macht der britische Premier dem italienischen Diktator das Angebot, Hitler zu verraten und heimlich mit England und den Alliierten zusammenzuarbeiten. Churchill, der in den 1920er-Jahren selbst noch Sympathien für den Faschismus hegte, hintergeht damit seine Verbündeten USA und Sowjetunion, die von seinem Alleingang nichts wissen.
Churchill verspricht dem Duce Teile Frankreichs, auch wenn England zu jenem Zeitpunkt noch gar keine Verfügungsgewalt über sie besitzt. Mussolini geht auf den Vorschlag nicht ein, behält die Briefe jedoch als Faustpfand für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Bedarfsfall will er sie öffentlich vor einem internationalen Tribunal präsentieren, um Churchills doppeltes Spiel zu beweisen.
Doch so weit kommt es nicht. Bei der turbulenten Festnahme und anschließenden Exekution Mussolinis verlieren sich die Spuren des geheimen Briefwechsels. In den Nachkriegswirren sind den Italienern die Briefe auch erst mal ziemlich gleichgültig. Nicht so Sir Winston Churchill.
Als gerade frisch abgewählter Premierminister macht er sich im Herbst 1945 als “Privatmann” auf, um am Comer See seiner Leidenschaft als Hobbymaler nachzugehen. Vor Ort dirigiert er die akribische Suche seiner Gefolgsleute nach den kompromittierenden Briefen, die bei der Verhaftung Mussolinis in die Hände der Partisanen gefallen waren.
Er findet sie tatsächlich und lässt sie für immer verschwinden. Dennoch wissen wir heute, was in ihnen stand – Mussolini hatte nämlich rechtzeitig fünf beglaubigte Abschriften in Umlauf gebracht.